Einige von euch haben es ja bereits mitbekommen: Anfang März war ich im Auftrag desGoethe-Instituts für vier Tage in Jeddah, Saudi Arabien. ich war eingeladen, um im Rahmen des Design Symposiums der Dar Al-Hekma Frauenuniversität einen Workshop und einen Vortrag über Urban Knitting zu halten.
Ich kann gar nicht genau
beschreiben, mit welchen Erwartungen in nach Jeddah geflogen bin. Ich war vor
allem aufgeregt, weil ich zum ersten Mal einen Workshop und einen Vortrag auf
Englisch halten sollte und die letzten Tage vor der Reise war so viel zu
organisieren, dass ich kaum Zeit hatte, mir Gedanken zu machen, was mich
eigentlich erwarten würde. In meinem Umfeld machten sich stellenweise Menschen um
mich gesorgt, weil sie Nachrichten gesehen haben und ansonsten nicht sehr viel
Erfreuliches über Saudi Arabien wissen. Einige fand das wohl gerade als Feministin komisch, dass ich nach Saudi Arabien fliege - was ich absolut nicht verstehen kann. Das Leben der Frauen dort ist sicherlich anders als bei uns, aber das wollte ich mir lieber selbst angucken, als irgendwelche Urteile von Europa aus zu fällen, das ist nicht so meine Art.
Der erste Workshoptag
war sehr aufregend – ich hatte wenig geschlafen, sah zum ersten Mal ein
bisschen was von Jeddah bei Tag und traf direkt auf sehr viele unbekannte
Menschen. Im Professorinnenkollegium wurde ich sehr nett aufgenommen. Ich war
mindestens die erste Stunde im Workshop sehr aufgeregt und ein bisschen
unkoordiniert, aber auch Dank der Hilfe meiner lieben indischen Co-Lehrerin klappte letztlich
alles. Die Studentinnen waren unterschiedlich stark motiviert und hatten die
gleichen Vorurteile gegenüber dem Stricken wie Leute in Deutschland.
Einige Studentinnen
hatten von Anfang an keine Lust auf den Kurs und wollten eigentlich am liebsten
immer früher nach hause gehen, aber der Großteil des Kurses zeigte große
Lernbereitschaft. Besonders gefreut hat mich, dass sich bei einigen die
Einstellung zu meinem Workshop um 180 Grad gedreht hat und sie am letzten Tag
begeistert waren. Eine Schülerin kämpfte besonders hart, schaffte es auch am
letzten Tag nicht, zwei Reihe ohne meine Hilfe zu stricken und hatte auf keine
große Freude am Kurs – trotzdem schloss sie zwei kleinere Stücke ab und sagte
mir am zweiten Tag: „Okay, now I’m proud!“ Sie hat sich durchgebissen.
Der Workshop dauerte
drei Tage jeweils sieben Stunden – mir war schon vorher klar, dass weder die Studentinnen noch ich das ohne Ermüdungserscheinungen durchstehen würden. Ich schlief nachts kaum, obwohl die Zeitverschiebung nur zwei Stunden betrug. Tagsüber war es draussen viel zu heiß für mich und drinnen viel zu stark runtergekühlt. Ich bekam also eine kleine Erkältung und konnte wegen meiner Hitzempfindlichkeit auch leider nicht an der Altstadtführung teilnehmen. Stattdessen konnte ich aber hinter meinem Hotel mal aufs Rote Meehr gucken.
Das Lerntempo beim
Stricken ist erfahrungsgemäß immer sehr unterschiedlich und es war stellenweise
eine Herausforderung, alle mitzunehmen und nicht die eine Gruppe zu langweilen,
während ich für die andere Gruppe zum zwanzigsten Mal die Basics erklärte.
Letztlich denke ich aber, dass das gelungen ist und alle was gelernt haben.
Am letzten Tag nähten
wir alle Strickstücke zusammen und dekorierten einen Stuhl mit unserer Arbeit.
Hier zeigte sich, wie sehr das Workshopergebnis von Teamwork abhing, denn am Ende war jedes noch so kleine Strickstück für das Endergebnis wichtig. Letztlich haben die Studentinnen sich sehr über ihre Lernfortschritte gefreut und mich sehr stolz gemacht.
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