Sonntag, 25. Januar 2015
2 Jahre #aufschrei
Vor zwei Jahren in der Nacht vom 24. auf den 25. Januar ist der #aufschrei entstanden. Viele, die dabei waren, wird das vermutlich auch heute noch emotional aufrütteln. Mich, die ich eine der Initiatorinnen bin, berührt dieser Tag. Als mir in der letzten Woche bewusst wurde, dass der Jahrestag näher rückt, bin ich ein bisschen still geworden. Ich wollte etwas machen, um den #aufschrei und das Thema an sich fernab von Vorträgen, Workshops und dem Internet noch mal für mich zu erfassen. Irgendwie wollte ich "das Ding" wieder in die eigenen Hände nehmen.
Und dann ist mir was eingefallen, was mir schon viel früher hätte einfallen sollen: #aufschrei als Urban Knitting-Tag. Die beste Möglichkeit, wie ich selbst mit ganz kleinen Mitteln den Hashtag auf die Straße bringen kann.
Ich mag Urban Knitting gerade weil es Handarbeit, die erher ruhig und unaufgeregt zuhause stattfindet, zusammenführt mit Street Art, die als cool gilt, sehr männlich geprägt ist und eben draussen stattfindet. Wollgraffitis sind weich, still und friedlich in ihrer Form - was in diesem Fall total gegensätzlich ist zum Inhalt: sexualisierte Gewalt.
Ein stiller Aufschrei für diejenigen, die nicht (mehr) schreien können oder wollen, die (noch) nicht sprechen können.
Das Graffiti hängt an einer vielbefahrenen Straße in Berlin-Neukölln, direkt an einer Fußgänger*innenampel und einer Bushaltestelle. Noch bevor ich es fertig angebracht hatte, sprach eine Frau mich an: "Das ist aber interessant, was Sie da machen!" Das passiert eigentlich immer, wenn ich yarnbombe. Wie immer redeten wir über Urban Knitting, warum ich das mache und dass es gar nicht soooo schrecklich viel Arbeit ist. Aber wir redeten auch noch über was anderes: Die Frau kannte den Hashtag nicht, aber ich erzählte ihr davon und sie erzählte mir dafür ihre aufschrei-Geschichte.
Ich habe mit einer fremden Frau mitten in Berlin über unsere Erfahrungen mit Sexismus und Gewalt gesprochen. Einfach so. Ausgelöst durch ein kleines Garngraffiti, das mich einen Abend Zeit gekostet hat. Genau das ist, was in der #aufschrei-Nacht passierte.
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Happy Aufschrei-Jubiläum!
AntwortenLöschenEs ist bewundernswert, was ihr bewegt habt und dass du und andere an dem Thema so drangeblieben seid. Für mich war #aufschrei so ein, zwei Abende twittern und dann war was wieder back to Alltagsbusiness. Zumal ich mit Sexismus Awareness leider übermässig gesegnet war und den Großteil meines Lebens der Verdrängung und Ablenkung davon widme.
Die einzige Alternative dazu ist aber empowerment und gemeinsame Aktion.
Super Garngraffiti.